Musik in der Stadt
Get started, Romania!
Rumäniens neue Generation elektronischer Musiker
Nach Jahren der Abschottung sprießen in der rumänischen Pop-Ödnis langsam erste kleine Pflänzchen auf dem Feld der elektronischen Musik – abseits der großen Balkanbeat- und DJ-Exportschlager.
Öffentlich werden, sich zu promoten, daran habe es vor fünf Jahren wohl gemangelt. Wer einen eigenen Computer besaß und elektronische Musik machte, ließ die MP3s meist ungehört auf der Festplatte liegen. »Zu wenig Mut« hätten rumänische Musiker damals gehabt, um »ihre Stücke auszupacken und sie der Welt zu zeigen«, wie sich Ion Coroi, Gründer des ersten rumänischen Netlabels Arhiva7 ausdrückte.
>>>>>>>
Bog
– Rumänien in den Reißwolf
Kaum jemand kommentierte die Pop-Musik Rumäniens bislang kunstvoller und gnadenloser als der Medien-Künstler und Bastard-Pop Musiker Bogdan Marcu in seinen aberwitzigen Soundcollagen und Mixes.
Ein Interview.
Dass
er permanent über seine eigenen Bemerkungen und Witze lacht,
lässt sich Marcu Bogdan leicht verzeihen.
Spätestens dann, wenn er ein breites, schelmisches Grinsen
aufsetzt, sich dabei an seinem Vollbart kratzt, über
den genauen Namen seines ehemaligen
Studiengangs
grübelt oder unabsichtlich völlig an einer Frage
vorbeiredet. Wir sitzen an einem Samstag Nachmittag in einem
Bukarester Cafe in einer Seitenstraße. Mein
Gegenüber
bestellt sich ein Bier und fängt schon vor dem Interview an,
ausufernd über sich, seine Musik und seine Filme zu
erzählen.
Fast so, als könne er es kaum erwarten, danach gefragt zu
werden ...
>>>>>>
Gehör verschaffen
Fernab der boomenden
Zentren
Rumäniens, in der nordöstlichen Provinzhauptstadt
Iași, hat
sich ein
Musiker in den Kopf
gesetzt, der Electronic-Szene mit seinem
Netlabel Arhiva7 einen Rahmen für Veröffentlichungen
zu
schaffen – und wurde damit zum Geburtshelfer
rumänischer
Electronic-Musik.
»Alles geht und kommt in Bukarest. Iași ist da eher wie ein
ruhiger Fleck, vor allem in der Electronic-Szene.« bemerkt
Ion
Coroi, während er seinen Gästen bedächtig
den Wein
nachschenkt. Doch der Weg nach Bukarest ist weit; fast neun Stunden
habe er einmal gebraucht. Klar, dass man bei diesen Voraussetzungen nur
selten in der musikalisch so reizvollen Hauptstadt sein kann. Vor allem
wenn nicht die Musik, sondern die Arbeit als Zahnarzt die
Hauptbeschäftigung ist. Das Musik machen verschiebt Ion auf
die
vielen freien Stunden in seinem Wohnzimmer, allein vor dem Laptop ...